Post ID: 3007
Ihr Lieben,
erinnert Ihr Euch noch an meinem Post von vor ziemlich genau einem Jahr?
Der, bei dem ich Euch geschrieben habe, dass ich das Kapitel Lädchen abschließen werde? Und an den Artikel ein paar Wochen später, in dem ich den Rücktritt vom Rücktritt angekündigt habe und dem Lädchen eine zweite Chance geben wollte?
Nachdem ich nun fast ein ganzes weiteres Jahr mit voller Kraft in und an meinem Lädchen gearbeitet und alles eine Nummer kleiner gemacht habe – sowohl was die Öffnungszeiten, als auch meine Mitarbeiterinnen (ich habe mich ja quasi von der Kapitänin zum Ein-Frau-Trettboot geschrumpft) angeht, muss ich Euch leider sagen, dass es nun wirklich und endgültig soweit ist: Das Lädchen muss schließen!!
Wie Ihr Euch sicher denken könnt, ist dies ein Schritt, der mir alles andere als leicht fällt und genau aus diesem Grund gab es ja letztes Jahr noch einmal den zweiten Anlauf, schließlich liebe ich mein kleines Piratenreich sehr und etwas, das man liebt gibt man eben nicht so leichtfertig auf.
Deswegen auch mein Abschied auf Raten, der vielleicht von außen betrachtet etwas eigenwillig wirken mag, aber manche Entscheidungen sind nun mal nur in homöopathischen Dosen zu verdauen und ich habe dieses Jahr gebraucht um mir sagen zu können, dass ich wirklich alles probiert habe, um das Lädchen am Leben zu halten.
ABER .. und dieses „aber“ wiegt letztendlich schwerer als alles Herzblut und jede Leidenschaft für meine Kunden, Stoffe und alles was das Lädchen sonst so ausmacht … die Herausforderung Familie und Laden unter einen Hut zu bringen, ist geblieben.
Dazu kommen nicht zuletzt auch die wirtschaftlichen Umstände, die mich zu diesem Schritt zwingen; wie viele andere Besitzer kleiner Einzelhandelsbetriebe musste ich im Laufe der Zeit feststellen, dass es immer schwieriger wurde, mein Business am Laufen zu halten. Und letztendlich ist eben mein Herzensladen auch ein Geschäft. Es geht darum die Miete für den Laden aufzubringen, die Lieferanten rechtzeitig zu bezahlen, das Finanzamt möchte seinen Anteil und und und.
Ich bin und war sehr gerne bereit mich mit aller Energie einzubringen, wenn es aber am Ende jeden Monats dazu führt, dass man gerade so rum kommt, muss man sich irgendwann die Frage stellen, ob es das wirklich wert ist- die vielen Stunden, die man im Laden steht, das Schleppen der Stoffballen, der ganze Papierkram und alles andere was sonst noch dazu gehört.
Es ist einfach so, dass immer mehr Leute nicht bereit sind, sich für die kleinen Einzelhändler in der eigenen Stadt einzusetzen, wenn es doch so viel einfacher und oftmals auch günstiger ist, seine Shoppingtouren vom heimischen Sofa aus zu tätigen, wo immer alles, zu jeder Zeit und zum besten Preis verfügbar ist und einem der liebe Postmann oft schon am nächsten Tag die „Beute“ an der eigenen Haustür in die Hand drückt. Die großen Shoppingmalls, die außerhalb der Innenstädte mit kostenfreien Parkplätzen locken und wo man alles unter einem Dach kriegt, tun das Ihrige dazu.
Die Städte werden leerer, es gibt weniger Laufkundschaft, die Auswahl an Geschäften und Waren wird kleiner und die potentiellen Kunden kaufen nun erst recht im Kaufhaus „Internet“.
Dass dies aber auch dazu führt, dass die Städte immer mehr „ausbluten“ und an Flair verlieren, kleinere Inhabergeführte Geschäfte aufgeben müssen und Schwierigkeiten haben Ihren Familien eine lebenswerte Zukunft zu bieten, das liegt zwar auf der Hand, wird aber von vielen Leuten nicht bedacht oder billigend in Kauf genommen. „Support your local“ steht eben nicht auf jedem Einkaufszettel.
Dieses Lied ist ganz gewiss nicht besonders neu, aber in den letzten Jahren wird diese Entwicklung hier in Recklinghausen und in anderen Städten immer deutlicher und somit auch für mich und mein Traumpiratenlädchen spürbarer.
Natürlich habe ich ganz tolle Stammkundinnen, die seit Jahren zu mir kommen und mir seit Jahren die Treue halten, es akzeptieren, dass das Lädchen auch mal ungeplant geschlossen ist (ich sag nur 5 Kinder, die sich immer mal den ein oder anderen Virus einfangen und dann Ihre Mama dringend brauchen), für die es in Ordnung ist, dass ich nicht immer alle Stoffe da habe, die Qualität zu schätzen wissen und die sogar bereit sind, auch mal einen Euro mehr zu zahlen, als bei großen Händlern oder auf dem Stoffmarkt.
Das weiß ich sehr sehr sehr zu schätzen und diese Kundinnen haben mir meinen Job auch in stressigen Zeiten sehr versüßt, aber leider reicht das nicht aus!
Ich bin einfach auch auf Laufkundschaft angewiesen, die bei Ihrem Stadtbummel den einen oder anderen Spontankauf tätigen und die bleiben in der Recklinghäuser Altstadt immer mehr aus!
Bevor ich nun aber auch noch anfange über die Politik der Städte zu schimpfen, die oftmals nicht an uns kleine Unternehmer denken und es mit Ihren städteplanerischen Entscheidungen immer schwerer machen ein kleines Unternehmen erfolgreich zu führen, höre ich an dieser Stelle auf und sage lieber noch mal DANKE: an alle meine Kunden, die das Lädchen immer zu einem besonderen Ort für mich gemacht haben, erst in Speckhorn und dann in Recklinghausen.
Ich hoffe, wir bleiben auch jenseits vom Lädchen in Kontakt, schließlich haben wir eine Leidenschaft, die uns verbindet – das Nähen und Gestalten.
Und das werde ich natürlich auch nicht aufgeben. Die 5Traumpiraten wird es weiter geben, als persönlichen Blog, als privates Label bei Facebook und Instagram und vor allem als getragene Klamöttchen für meine Kids und mich.
Im Lädchen starte ich am 7.6. mit meinem Ausverkauf, bei dem es 40% auf alle Stoffe – auch aus der aktuellen Sommerkollektion – geben wird.
Spätestens Mitte Juli ist dann Schicht im Schacht, wie man im Pott so schön sagt.
Ein besonderes Highlight wird das kommende Zeitreise-Wochenende sein, im Rahmen des 1000-jährigen Stadtjubiläums gibt es einen verkaufsoffenen Sonntag.
Mein Beitrag ist mal wieder viel länger geworden, als ich es mir eigentlich vorgenommen habe, aber ich wollte Euch meine Beweggründe nicht verschweigen und was raus muss, muss raus.
Ich hoffe, Ihr bleibt mir weiterhin „gewogen“ … hier im Blog, bei Facebook und Instagram!
Ahoi,
Eure Natascha
Liebe Natascha,
ich wünsche dir viel Erfolg beim Ausverkauf – nette Kunden und viel Kraft für die Auflösung des Geschäftes.
Der Schritt ist dir nicht leicht gefallen, das weiß ich und das liest man auch in deinen Zeilen, aber die Entscheidung ist getroffen und es ist ganz bestimmt die richtige!
Genieße die Zeit mit deinen Kids – sie werden so schnell groß!
Fühl dich ganz dolle gedrückt –
Bussi, Yvonne
Liebe Yvonne, vielen Dank für Deine lieben Worte. Nein, einfach ist die Entscheidung wirklich nicht, aber sie fühlt sich richtig an.
Und ganz vorbei ist es ja auch nicht, die vielen lieben Menschen, die ich in den letzten Jahren kennen lernen durfte und die Leidenschaft fürs Nähen bleiben!
Bussi Natascha
Liebe Natascha, ich glaube Dir gerne, dass dir das nicht leicht fällt, da steckt auch viel Herzblut drin und immer die Hoffnung, dass es doch noch besser wird. Vieles wird durch die Politik kaputtgemacht, durch die großen Malls sicherlich auch – wird hier in der Stadt seit Jahren praktiziert (ganz ätzend). Ich wünsche Dir für die Zukunft alles Liebe und Gute und das man sich hier und da doch mal liest. LG Michaela ♥
Liebe Michaela, vielen Dank für Deine lieben Zeilen. Ja, es fällt wirklich nicht leicht, aber die Entscheidung ist richtig und ich freue mich darauf, mich wieder freier mit dem zu beschäftigen, was ich liebe: Meine Kids und das kreative Gestalten.
Und ganz vorbei wird es ja auch nicht sein: Die lieben Kontakte bleiben bestehen und das Nähen sowieso. Sicherlich wird es hier und da immer wieder was von mir zu sehen und zu lesen geben.
Ganz liebe Grüße
Natascha
Liebe Natascha, gerade habe ich dich wiedergefunden und lese nun dies…Wie traurig.
Aber du hast es gemacht, deinen Traum verwirklicht und gelebt.Viele liebe Menschen kennengelernt, deine Grenzen und dein Talent erfahren. Das ist und war es wert! Ich weiß wovon ich rede.Wenn ich es noch schaffe, feiert mein MARLIN im November den 20.Geburtstag. Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und nur das Beste für deine Familie. Kuss aus Aachen von Uschi